Der
„Osten“ blau - Der „Westen“ schwarz: Das Bild der Prognosen und die
Ergebnisse der letzten Wahl haben viele BürgerInnen in dieser verblüffenden Eindeutigkeit überrascht.
Allzu lange hatte man übersehen wollen, dass der Deutsch/Deutsche
Wiedervereinigungsprozess sehr viel komplizierter ist als die Politik
und vor allem der Westen sich das vorstellen wollte. Vorbei die Zeiten,
dass „Westler“ wie Martin Walser, als eine Art
„Prophet der deutschen Einheit“, schon in den 1980ern die
Wiedervereinigung zum Thema machte und hochmütig vom „Geschichtsgefühl,
das alle Unterschiede wegspüle“ schwärmte. Oder eines Hanns-Josef
Ortheil, der die Wiedervereinigung als weltgeschichtliche Glanzleistung feierte..Jetzt,
im scharfen Licht der Ergebnisse der jüngsten Bundestagswahl sieht man hoffentlich klarer und
erkennt die Unterlassungen und Fehlentscheidungen von damals besser. Mit
dem Klischee von der
vielzitierten Mauer in den Köpfen jedenfalls kommt man keinen Schritt
weiter, vertieft eher noch die Gräben. Entlang der „Zonengrenze“ von
damals scheinen sich frappierenderweise tatsächlich 2 unterschiedliche
Lebenswelten herausgebildet und erhalten zu haben.
Lebenswelten, Erinnerungskulturen, Gefühlslagen, die jetzt vielleicht
zum erstmal die Gelegenheit haben, sich auf Augenhöhe kennen
und respektieren zu lernen. Wie es dazu kommen konnte und welches die
Alternativen dazu sein könnte, versucht der Vortrag
zu klären. So viel ist klar: Wenn man diese Chance jetzt verpasst,
könnte ein irreversibler Spaltungsprozess die Folge sein. |
Jürgen Wertheimer, deutscher Literaturwissenschaftler und emeritierter Professor der Universität Tübingen, wurde durch das Projekt „Cassandra“ bekannt, das erforscht, wie Literatur gesellschaftliche Krisen voraussehen kann. Auf der kommenden Leipziger Buchmesse hält er dazu einen Vortrag und nimmt an einer Podiumsdiskussion zu „Recht.Macht.Politik“ teil.
Lesung und Gespräch mit Jürgen Wertheimer
wann: 31.03.2025, 18:00 Uhr
wo: Gutshaus Linstow
Hofstr. 15 18292 Linstow
Der Eintritt ist frei.